Am Ende sind die Zuschauer völlig aus dem Häuschen. Sympathiebekundungen aller Art prasseln auf die Schwabenoffensive nieder. Jubel, Trubel, Heiterkeit im Theaterhaus. Geklatsche, Gestampfe und Gejohle. Begonnen hat alles vor fünf Jahren in einem Kreuzberger Hinterhof. Dort präsentierten drei Exilschwaben ihr erstes Stück: "Komm du bloß hoim" markierte den Beginn eines großen coming-outs. Albrecht Metzger, Susanne Scholl und Jakob Wurster, die allesamt schon vor mehr als zehn Jahren in die preußische Diaspora gegangen waren, wollten sich nicht länger als Menschen zweiter Klasse fühlen. Also gingen sie, die Schwaben, in die Offensive, um sich und ihren diskriminierten Landsleuten 150.000 sollen in Westberlin untergeschlupft sein Respekt zu verschaffen. Vaterländische Bühnengesänge? "A wa", würde jetzt der Schwabe, Marke Eigenbrödler, rausbruddeln, denn zum richtigen Patrioten fehlt ihm wohl das Zeug auch in der Fremde, in die er ja geflohen ist, weil er es daheim nicht mehr ausgehalten hat. Das Verhältnis zur Heimat ist jedenfalls gebrochen und entsprechend zeichnen sich auch die Stücke der Schwabenoffensive durch einen Schuß Sadomasochismus aus Stücke für erwartungsfrohe Schwaben, die fertiggemacht werden wollen.
Stuttgarter Zeitung, 21.01.1994