Niederstetten. Wer hat sie nicht selbst, die kleineren und größeren Beziehungsduelle? In der Realität sind sie wenig amüsant, bei der Schwaben-Offensive jedoch kann man über die Paarprobleme herzlich lachen. Im Institut für Artenschutz findet man sie alle – die Pärchen in ihren unterschiedlichen Beziehungsphasen: Sei das nun in Phase 1 (die Balzzeit), in Phase 2 (die Aufzucht der Kinder) oder in Phase 3 (das ewige „Gewinde“ in einer „angeschrotteten Beziehung“). Zusammen mit Albrecht Metzger und Susanne Scholl kann man Beziehungen unter die Lupe nehmen. Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zur eigenen entdecken und sich der offenen Frage stellen: „Ist meine Ehe noch zu retten – und wenn ja, warum?“. In 18 Szenen werden Höhen, Tiefen und so manche Verschrobenheit von Langzeitbeziehungen auf die Bühne gebracht. Dabei lernt man eine Vielfalt von möglichen (und einigen unmöglichen) Beziehungen kennen: vom schwäbischen Alltag, über den gemeinsamen Urlaub und dem einsamen Falten-Zählen, bis hin zum verlassenen Ehemann oder Frau, die ihren Mann und Sohn mit einer anderen teilt. Nicht einmal die Hochzeitsnacht ist vor dem ersehnten Beziehungselend sicher! Ebenfalls unter das Motto des Abends („Duelle“) passen auch die etwas anderen Beziehungen zwischen Mutter und Sohn: Sei das nun der erwachsene Mann, der sich nicht von seiner Mutter lösen kann oder der halbspanische Sohn, der im Frauenkleid Flamenco tanzt und von seiner Mutter immer wider die Geschichte über seine Geburt hören will. Natürlich wechseln mit jeder neuen Beziehung auch die Charaktere. Albrecht Metzger lässt uns erst an der Verzweiflung dann an der Bockigkeit des Ehemannes teilhaben, dessen Hochzeitsnacht fast zur Katastrophe wird; an dem Erstaunen des Mannes, der nur Pläne schmiedet, sie nicht umsetzt und sich dann über den Ärger seiner Frau wundert; oder an der Coolness eines sitzengelassenen Mannes (der ohnehin selbst fremd geht) teilhaben. Susanne Scholl zeigt, welche Register eine Frau ziehen kann, um zu ihrem Ziel zu kommen, die Facetten der nörgelnden Ehefrau oder die dominierende Lehrerin, die nicht nur ihr, sondern auch sein Leben fest im Griff hat. Nicht fehlen darf natürlich das typische schwäbische Ehepaar: Er, der Pfennigfuchser, der seiner Frau vorrechnet, dass sie sieben Kilometer mehr mit dem Auto gefahren ist als vorgesehen. Sie, die zum Teil auf seinen Geiz eingeht, ihn dann jedoch sitzen lässt, um sich in ihrem Urlaub den Luxus eines bunten Abends zu gönnen. Diese mit Humor, Scharfsinn, spitzer Zunge und einem Augenzwinkern geschriebenen Szenen (von Susanne Scholl) brachten das Publikum in der vollbesetzten Turnhalle nicht zuletzt auch wegen der hervorragenden schauspielerischen Umsetzung zum Lachen. Überzeugt Albrecht Metzger mit seinem trockenen Humor, begeistert Susanne Scholl durch ihre schauspielerische Leistung: Wobei hier vor allem ihre differenzierte Mimik zu betonen ist, die allein dem Publikum schon so manches Lachen entlockt. Ihre Glanznummer ist dabei das Falten-Zählen – um alle Falten im Gesicht ausfindig machen zu können, sind schließlich einige Grimassen nötig. Obwohl man also im Institut für Artenschutz schwer wiegenden Paarproblemen auf den Grund geht, ist dieser Kabarettabend durchweg äußerst vergnüglich, so dass man nur hoffen kann, dass auch die Schwaben-Offensive unter Artenschutz steht, damit man noch lange mit ihnen über das Leben lachen kann!
Fränkische Nachrichten vom 29.01.2003